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Habe ich jemals - zuvor oder auch danach - eine Jahreszeit erlebt, die so wenig Frühling war wie diese Wochen des Jahres 1945?
Die Erinnerungen - dürftig genug - die ich an diese Zeit habe, sind in Grau getaucht, schemenhaft und unchronologisch haften geblieben wie Gespenster. Vorherrschend und alles andere ausschließend war das Bewusstsein des Endes.
Der Krieg ging zu Ende, und mit ihm alles, was uns aufgewühlt, bewegt und bedrückt hatte. Es gab nichts zu essen, nichts zu bewirken, nichts zu erfahren, nichts zu erwarten.
Totenstille. Niemandsland. Leere.
Stephanikirche. Foto: Edition Temmen
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Da! Das Rollen und Dröhnen von Kettenfahrzeugen auf der Luisenstraße! "Schnell, verschwindet!" Und
schon klingelt es an der Haustür.
Mein Vater ging gelassen an die Haustür, öffnete zwei jungen Schwarzen und sprach sie in fließendem Oxford-Englisch an, sie ins Haus bittend. Wahrscheinlich überrascht von dieser Begrüßung, traten sie geradezu schüchtern ein und forderten in höflichem Ton, das Haus durchsuchen zu dürfen. ...
Ich guckte durch den Türspalt: Da kamen sie schon! Also mutig hervor getreten. Lächelnd. Trotz alter Kleider. Der vordere der jungen Männer sah mir ins Gesicht, ich ihm. Natürlich hatte ich nie im Leben einen leibhaftigen Schwarzen gesehen. Neugierig und interessiert betrachtete ich ihn. Er tat das Gleiche.
Dann wandte er sich zu meinem hinter ihm stehenden Vater um und sagte: "What a beautiful girl! Your daughter?" und machte eine beglückwünschende Geste, ehe er die Treppe wieder hinunterging, ohne in die Kammer geschaut zu haben.
Einmarsch der britischen Soldaten am 26. April 1945. In den Ruinen
suchen sie nach versprengten Wehrmachtsangehörigen. Foto: Edition Temmen
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